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Wolfgang Amadeus Mozart 29.05.2016

Erstellt: 22. Februar 2019

 

Mozart

Mozart-Konzert in Weyhe

Die absolute Krönung

Beim Mozart-Konzert in der Weyher Felicianuskirche lösen Bravorufe den stimmvollendeten Gesang ab

Weyhe-Kirchweyhe. Wie empfängt und krönt man einen König? Im monarchielosen Deutschland gibt es dafür keine eigenen Riten und kein Protokoll mehr. Aber in Kirchweyhe konnte man am Sonntagabend in der Felicianuskirche hautnah erleben, wie festlich und erhebend es damals bei einer solchen Zeremonie zugegangen sein muss. Wolfgang Amadeus Mozarts sogenannte Krönungsmesse, die bei Mozart eigentlich nur „Missa in C“ hieß, gab Anstoß dazu. Mit ihren feierlichen Chorpassagen, den empfindsamen Soli und dem sinfonisch ausgearbeiteten Orchester zählt die sechsteilige Krönungsmesse zu den beliebtesten Orchestermessen aus der Feder des Österreichers.

In der Felicianuskirche gab die Felicianuskantorei gemeinsam mit der Sinfonietta Oldenburg, den Solisten Anja Petersen (Sopran), Geneviève Tschumi (Alt), Manuel König (Tenor) und Yannick Spanier (Bass) sowie Johannes Liedbergius an der Orgel unter der Gesamtleitung von Kantorin Elisabeth Geppert dem berühmten Werk bewegenden Ausdruck. Die Krönungsmesse ist nicht nur ein bekanntes Werk des Salzburger Meisters, sondern nimmt eine führende Rolle in der kirchenmusikalischen Literatur ein, sechs Sätze packte er in eine Komposition von 25 Minuten. Strenge Zeitvorgaben der Auftraggeber haben – so wird unter Musikkennern diskutiert – die ungewöhnliche formale Geschlossenheit des Werks begünstigt. Und auch Elisabeth Geppert ließ kein Getrödel zu, trieb Orchester und Solisten voran, sodass das „Gloria“ sogar richtig fetzig klang.

Eine glanzvolle Messe, die so viel aussagt: Im knappen, ouvertürenhaften Kyrie wird Gott um Erbarmen gebeten, das Gloria lobt und preist den Herrn, im Credo wird sich zum Glauben bekannt, im Sanctus Gottes Herrlichkeit beschrieben. Das rein chorisch besetzte Sanctus in Begleitung des Orchesters erwies sich mit seiner Tempobezeichnung und dem punktierten Rhythmus als dem Kyrie eng verwandt. Dazu kontrastiert das gelöst heitere Soloquartett gemeinsam mit dem Chor im Benedictus (Gelobet). Im Schlusssatz, dem Agnus Dei (Lamm Gottes) wird letztendlich der Friede Gottes erbeten, fand die Krönungsmesse ein ergreifendes Ende. Die Ausführenden gestalteten die Messe derartig hervorragend, dass letztendlich, als die letzten Töne verklungen waren, eine ganz andere Musik den Innenraum der Felicianuskirche dominierte: Applaus und Bravorufe. Ein punktgenaues Orchester, der Chor mit gewaltigem Klangvolumen sowie stimmvollendete Solisten machten das Konzert zu einem absoluten Erlebnis. Die 400 Besucher feierten die Interpreten.

„Das Werk macht schon was her“, fand eine Zuhörerin, und fügte hinzu: „Auch wegen des Namens.“ Dazu sei gesagt, dass der Name „Krönungsmesse“ weder von Mozart, noch aus Salzburg stammt. Die Krönungsmesse erklang zum ersten Mal am Ostersonntag des Jahres 1779, damals unter Mozarts persönlicher Leitung im Dom zu Salzburg. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wurde sie anlässlich der Krönung Leopold II. zum König von Böhmen aufgeführt, ziemlich sicher kam die Messe zur Krönung seines Nachfolgers Franz II im Jahre 1790 zur Aufführung. Daher wohl der Name. Der Name „Krönungsmesse“ ist erstmals für das Jahr 1873 schriftlich nachgewiesen

Den Auftakt in den klassischen Mozart-Abend bildete aber zunächst „Exsultate, jubilate“ (KV 165), eine lateinische Motette, die Mozart während seiner letzten Italienreise komponiert hatte. Gemäß der Mode der Zeit finden sich zahllose Koloraturen und Fiorituren in diesem Werk, das in ein jubelndes „Alleluja“ mündet und damals, wie heute, eine immense musikalische Herausforderung darstellt. Großes Lob an die Sopranistin Anja Petersen, die mit ihrer vollen Stimme auch schwierige Koloraturen scheinbar mühelos und ausdrucksstark vortrug. Das Programm signalisierte, dass es um Mozart in vielen Facetten ging. Mit dem beliebten „Ave Verum Corpus“ (KV 618) begeisterten die Ensemble im Anschluss. Ein kleines Meisterwerk voll melodischer Zwischen- und Halbtöne war zudem die kurze Motette „Ave verum corpus“ (KV 618). Zur Abrundung des fast zweistündigen Konzertes anlässlich des 225. Todesjahres von Mozart präsentierten Chor, Orchester und Anja Petersen Mozarts „Laudate Dominum“ (KV 339) bevor die Sinfonietta Oldenburg die Jupiter-Sinfonie (KV 551) mit Eleganz interpretierte.

Da blitzte aus Mozarts letzter Sinfonie, er starb im Dezember 1791 im Alter von 36 Jahren, kein Optimismus wider besseres Wissen auf, sondern Heiterkeit mit bestem Gewissen. Die lang anhaltende und lautstarke Beifallsbekundung des Publikums hatten sich die zahlreichen Protagonisten und Elisabeth Geppert mehr als verdient.